Neues von Wildschwein Elfriede
Es ist jetzt fast 4 Wochen her seit Elfriede sich in unserem Garten niedergelassen hat.
Ich habe mich das letzte Mal vor ca. 3 Wochen wegen unserem Gastschwein und dem dazugehörigen Nachwuchs bei Euch gemeldet. Das aber nicht, weil ich Euch nichts von Elfriede berichten wollte, sondern weil es einfach nichts zu berichten gab.
Ich liege hier (fast) Tag und Nacht auf der Lauer und versuche einen Blick auf die Borstenbande zu erhaschen aber leider meistens ohne Erfolg. Natürlich beobachte ich den Garten nicht ununterbrochen, aber doch regelmäßig, wenn es die Zeit zulässt.
Aber heute war ein guter Tag, denn Elfriede hat mir mal wieder die Ehre erwiesen und sich gezeigt. Ich hatte heute Morgen die Terassentür grade einen Spalt weit geöffnet als ich Bewegungen im Garten wahrnahm und Elfriedes stattliches Hinterteil sehen konnte. Also ließ ich die Tür, so wie sie war, einen Spalt weit offen, schnappte mir die stets bereit liegende Kamera und fotografierte das Wildschwein von exakt 8:45 bis 8:46 Uhr, dann hob sie die Nase in den Wind und registrierte, dass ich da war.
Sie machte einige Schritte nach vorne und verschwand wieder in ihrer Behausung. Von den Frischlingen war erst Garnichts zu sehen.
Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass Wildschweine erstens so scheu sind und zweitens sich so hervorragend tarnen können. Wie ich schon einmal in einem vorherigen Text geschrieben habe: wenn die nicht wollen das man sie sieht, dann sieht man sie auch nicht.
An manchen Tagen habe ich gedacht Familie Wildschwein wäre bereits aus- oder umgezogen. Manchmal vergehen bis zu 4 Tagen am Stück wo ich sie gar nicht wahrnehme. Dann gibt es Tage, noch öfter Nächte, an denen hört man die Alte und die Jungen ganz deutlich in ihrem Kessel grunzen und quicken oder man hört, wie sie durch das Unterholz marschieren. Nur zu sehen bekommt man sie leider nicht. Weder die Wildsau noch die Frischlinge und das, obwohl sie nicht viel mehr als zehn Meter von unserer Terassentür entfernt wohnen.
Soweit mir das bekannt ist waren unsere Nachbarn, die einen direkten Blick auf einen der zwei Zugänge zum Wurfkessel haben, auch nicht erfolgreicher und habe außer dem doch recht bescheidenen kleinen Video mit den Frischlingen, keine weiteren Erfolge in Sachen Foto- oder Videoaufnahmen verzeichnen können.
Die angeschaffte Kamera hat sich als wenig hilfreich erwiesen. Die Verbindung der Kamera zu unserem Netzwerk ist so schlecht, dass sie immer erst dann Aufnahmen liefert, wenn das Geschehen bereits geschehen ist. Das liegt aber nicht an der Überwachungskamera, sondern an dem W-LAN was die Distanz über zwei Stockwerke und dann bis in den Garten nur spärlich überbrückt bekommt.
An dieser Stelle viele Grüße an alle Elektrofirmen, die mir seit über einem Jahr immer wieder fest zugesagt haben, ein LAN-Kabel „schnellstens“ vom Router im Erdgeschoß ins Wohnzimmer im Dachgeschoß zu verlegen.
Ich wusste nicht, dass es schwieriger ist ein Termin mit einem Elektriker zu bekommen, der in der Lage ist, ein stinknormales Kabel über zwei Stockwerke zu verlegen, als derzeit einen Kino-, Konzert- oder Theaterbesuch zu absolvieren, nämlich gar nicht.
Der Förster hatte mir seinerzeit erklärt, man könne eventuell mit Störgeräuschen, wie zum Beispiel Musik, dafür sorgen könne, dass die Wildsau früher als bei ihrer Art üblich, das Weite sucht.
Bei uns dudelt eigentlich immer irgendwas. Musik oder Fernseher sind ständig an so bald hier im Haus irgendjemand wach ist.
Wenn dann das Wetter auch noch schön ist und alle Nachbarn ebenfalls Fenster und Balkontüren bei eingeschalteten multimedialen Endgeräten offen haben dann kommt die Geräuschkulisse der eines sizilianischen Hinterhofs schon ziemlich nahe.
Das war aber auch schon so, bevor Elfriede unseren Garten besetzt hatte. Was ist, wenn sie grade deswegen unsere Nähe gesucht hat? Was wenn Elfriede ein musisch veranlagtes Schwein ist? Ich könnte versuchen sie mit meinem Gesang aus dem Unterholz zu locken. Aber das will ich dem armen Schwein dann doch lieber nicht antun.
Viele Grüße und alles Gute
Swen Weber
